cINEMATECA Cinemateca - Filmhefte für den Spanischunterricht

Machuca, Chile, Spanien 2004, Andrés Wood

Filmhefte

Cover Mit Machuca (Chile 2004) nähert sich der chilenische Regisseur Andrés Wood einem düsteren Kapitel aus Chiles Vergangenheit. Das Umfeld des zwölfjährigen Gonzalo dient dem Film als Vorlage für ein Porträt der letzten Monate der Allende-Regierung und der Zeit unmittelbar nach dem Militärputsch von 1973.
Als der zwölfjährige Gonzalo in einer wohlhabenden Wohngegend in Santiago de Chile mit staunender Begeisterung die Düsenjäger beobachtet, die im September des Jahres ’73 dicht über den Boden hinwegdonnern, ist er bereits seit zwei Monaten mit dem gleichaltrigen Pedro Machuca, der im Elendsviertel am Mapochofluss wohnt, befreundet. Pedro und Gonzalo treffen in der Schule das erste Mal aufeinander. Um soziale Gleichstellung bemüht, nahm der Leiter der englischsprachigen Schule Saint Patrick, die sonst nur Söhne aus Familien der oberen Schicht besuchen, Jungen aus dem Elendsviertel auf.
Woods Annäherung an das Thema, einer im Zerfall begriffenen Demokratie, ist autobiografisch geprägt: er besuchte 1973 als Achtjähriger selbst eine Klasse mit Schülern aus einem Elendsviertel Santiagos in der Saint George School. Zeitlich ist die Handlung der chilenisch-europäischen Koproduktion in den Monaten vor und den Wochen nach dem Sturz Allendes durch das Militär unter General Pinochet angesiedelt, jedoch dient der Putsch nicht als Vorlage für eine spektakuläre Inszenierung von historischen Ereignissen. Es gelingt dem Regisseur von Machuca nicht nur das erzählerische Gleichgewicht zwischen der Schilderung von gesellschaftspolitischen Entwicklungen und der persönlichen Geschichte der Freunde Pedro und Gonzalo aufrecht zu erhalten, sondern er versteht es darüber hinaus die Spannweite jener Entwicklungen in Gonzalos eng eingegrenztes Umfeld zu transportieren, das durch seine Schule, sein Zuhause und durch seine Freundschaft zu Pedro definiert wird. Dabei wird die Polarisierung der Bevölkerung Chiles nicht ausschließlich aus der Perspektive der jungen Hauptfigur Gonzalo gezeigt. Die Kamera  nimmt unterschiedliche Perspektiven ein. Sie betätigt sich als Aufzeichnungsgerät einer Collage von Zeitdokumenten die sich aus Schlagzeilen, Zeitungsartikeln, Parolen auf Transparenten und Graffitis zusammensetzt. Diese Einstellungen eignen sich sehr gut, um Beobachtungsaufgaben zum Sehverstehen während der Rezeption des Filmes zu stellen.
Der gesellschaftliche Bruch tritt bei einer erregten Diskussion, die durch die Aufnahme der Jungen aus den Armenvierteln ausgelöst wurde, während eines Elternabend in der Schule deutlich zu Tage. Nun kommen die Eltern direkt zu Wort, was Wood dazu nutzt, um die Spaltung der Gesellschaft in Nationalkonservative, despektierlich „Momios“ (Mumien) genannt und in Allende-Anhänger, verächtlich als „Upelientos“ (Pöbel) bezeichnet, exemplarisch vorzuführen (vgl. Gärtner o. A.).
Machuca (2004) wurde bereits in Spanien, Italien und Frankreich positiv aufgenommen. Unerwartet war auch der Kassenerfolg des Films in Chile, mit schnell über 600.000 Zuschauern erzielte er dort die dritthöchste Besucherzahl in der Geschichte des Landes. Filme aus Chile sind in den deutschen Kinos so gut wie gar nicht vertreten und somit bietet sich mit Machuca eine gute Gelegenheit, mit Schülerinnen und Schülern einen Blick nach Chile und in dessen jüngere Geschichte zu werfen.

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